Neue Ausdrucksmöglichkeiten - Bewohner der Nieder-Ramstädter Diakonie stellen ihre Kunstwerke im Café Miteinander aus

WALLERTHEIM. Unter dem Titel "Farbwege - Bilder aus Wallertheim" wurde im Wallertheimer Café Miteinander eine außergewöhnliche Kunstausstellung eröffnet. Die von Bewohnerinnen und Bewohnern der Nieder-Ramstädter Diakonie gestaltete Galerie belegt eindrucksvoll: Auch mit körperlicher oder geistiger Behinderung ist künstlerisches Malen und Gestalten ein erreichbares Ziel.
Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl von Werken unterschiedlicher Formate, die in den vergangenen Monaten in zwei Kunstworkshops entstanden sind. Wohnverbundsleiterin Dorothea Theisen und Isabel Knapp, Leiterin der Kunstwerkstatt, haben das Projekt organisiert. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, für alle Bewohner Fortbildungen anzubieten. Weil viele hier einer behindertengerechten Einrichtung bedürfen, holen wir die Workshops ins Haus", erklärt Dorothea Theisen.
Mit Jörn Waßmund hat die Einrichtung einen hervorragenden Projektleiter gewonnen. Der Künstler und studierte Kulturpädagoge hat langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Behinderten. Immer wieder probiert er mit den Teilnehmern neue Techniken des Farbauftrags aus. Thematische Vorgaben für die Bilder gibt er nur bei Übungen. Besonders wichtig ist ihm, ein Gefühl für das selbstständige Mischen von Farben zu vermitteln. "Die Farbenpracht auf den Bildern ist einzig aus den drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau sowie Weiß und Schwarz entstanden", erläutert er. "Mit diesem Handwerkszeug kann dann jeder seinen eigenen künstlerischen Weg beschreiten."
Tatsächlich erzeugt die Ausstellung passend zum Titel "Farbwege" sehr vielfältige Eindrücke. Die Betrachter erkennen: Gerade für diejenigen, deren Behinderung die Sprachfähigkeit einschränkt, ergeben sich in der Malerei neue Möglichkeiten des Ausdrucks. Die Werke weisen einen Weg zu den Künstlern, ihren Empfindungen und Träumen. Während einige ein buntes Durcheinander vermitteln, werden andere Werke von geordneter Struktur dominiert. "Durch diese Bilder sehen wir die Welt mit den Augen eines behinderten Menschen. So wie dieser sie wahrnimmt, so wie er sie uns zeigen will", betont auch Kurt Donarski, Vorsitzender des Eltern- und Angehörigenbeirats. Er hat die Ausstellung der Kunstwerke initiiert. Alle Bilder wurden betitelt und fanden an den Wänden des Café Miteinander ihren Platz. Noch bis 17. Mai steht die Galerie allen Interessierten offen. Jeden Sonntagnachmittag und nach Absprache auch unter der Woche können Besucher die Werke betrachten. Der Eintritt ist frei.

Allgemeine Zeitung, 23.4.2009

(Simone Mölbert)